In Deutschland wollen erste Insurtech-Unternehmen die Servicewüste innerhalb der Versicherungsbranche ordentlich aufwirbeln. Doch vertragen sich Insurance und Technology wirklich so gut? Startups wie Getsafe, Knip oder Friendsurance sollen mithilfe ihres digitalen Services den Kauf längst fälliger Haftpflicht- oder Hausratversicherungen einfacher und günstiger machen. Auch verstaubte Aktenordner sollen durch Apps überflüssig werden. Verständlich, dass sich vor allem jüngere Generationen von der neuen Branche angelockt fühlen. Doch hier ist Vorsicht gefragt, denn jung steht auf dem Gebiet der Assekuranz auch häufig für ahnungslos.

Insurtech-Arten

Marketplace/Aggregator: Hier wird meist eine Vielzahl an Produkten, beziehungsweise Versicherungen von diversen Anbietern angeboten.

Insurance Management: Ist ein Hinterlegungsservice für bereits bestehende Policen und erfolgt via App, die entweder einen digitalen Versicherungsordner oder gleich ein ganzes Verwaltungsprogramm für Unternehmen, inklusive neuer Versicherungen („Employee-Benefits“-Systeme), ersetzt.

Direct Insurer/Tied Agent: Damit lässt sich ein gezielter Online-Abschluss über einen Direktversicherer oder Mehrfachagenten tätigen.

Peer-2-Peer/Cashback bezeichnet Startups, wie zum Beispiel Friendsurance, die den Versicherten mithilfe eines Kollektivs Versicherungsbeiträge ähnlicher Art sammeln und diese teilweise zurückerstatten.

Sales Tools/Software: Stellen Maklern und Versicherern spezielle Techniken für die Vermittlung von Versicherungsdaten und Analyse-Tools zur Verfügung.

Fehlender Mehrwert und zusätzliche Gebühren

Trotz der nicht zu leugnenden Vielfältigkeit, stellt sich die Frage des Mehrwertes. Über ein Peer-2-Peer-Unternehmen bis zu 40 Prozent Beitragsersparnis erzielen zu können, klingt verlockend, kann aber nicht garantiert werden. Wurde eine neue Versicherung abgeschlossen, werden die Verträge zudem kostenpflichtig der jeweiligen Versicherung ausgehändigt. Der Versicherte zahlt also Gebühren, ohne von einer persönlichen Beratung profitiert zu haben und wird wohlmöglich auch noch mit Intransparenz belohnt.

Digitalisierung meets persönliche Beratung

Im schlimmsten Falle fragt sich ein unerfahrener Versicherter dann, ob die soeben abgeschlossene Police überhaupt die richtige war. Umso mehr sollten sich jetzt Makler, Berater und Versicherungen fragen, wie sie die Digitalisierung für sich und ihre (potentiellen) Kunden nutzen können und auch sollten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Und das Wichtigste? Versicherte werden dann wesentlich besser betreut, denn die Beratung erfolgt persönlich und nicht via App. Herr Kaiser lässt grüßen!