Abgasskandal, Strafzölle und jetzt auch noch ein neuer Abgastest – die Automobilindustrie hat es derzeit nicht leicht. Im September ging die Zahl der Neuzulassungen in der EU um 23,5 Prozent zurück – nur noch 1,1 Millionen Autos wurden verkauft. Im Vorjahr waren es noch knapp 1,4 Millionen gewesen. Das berichtet ACEA, der europäische Automobilherstellerverband. Allerdings ging ein starker Anstieg der Neuzulassungen dem Einbruch voraus. Der Grund dafür ist die Umstellung auf den neuen WLTP-Abgastest.

Double the fall

Im Juli und August dagegen war die Anzahl der Neuzulassungen im Vergleich zum selben Zeitraum 2017 enorm angestiegen. 1,5 Millionen Autos wurden im Juli zugelassen, im August waren es 1,1 Millionen. Das bedeutet einen Zuwachs von 31,2 Prozent. Laut n-TV wollten mehrere Hersteller den alten Abgastest NEFZ ausnutzen. Ferner soll sich der Automobilmarkt erst nach Oktober wieder erholen: Bis dahin müssen Neufahrzeuge zunächst einmal nach den neuen Standards zertifiziert werden. Erst dann gelangen sie durch die Zulassung in den Verkauf.

Ärger in Deutschland

Verschiedene deutsche Autobauer, die vorher ein starkes Plus zu verzeichnen hatten, traf es umso härter. BMW musste die Gewinnerwartung für das Gesamtjahr anpassen, hatte sich jedoch frühzeitig auf den neuen Abgastest eingestellt und bleibt optimistisch. Volkswagen lieferte im September 36,5 Prozent weniger Wagen aus und hat weltweit nach wie vor mit den Folgen des Dieselskandals zu kämpfen. Stichwort Diesel: Die Dieselbranche hatte ebenfalls ein starkes Minus zu verzeichnen. Insgesamt gingen die Neuzulassungen von Dieselautos in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien um 40 Prozent zurück.

Britisches Risiko

Der zweite Faktor, der die Autoindustrie gerade misstrauisch werden lässt, ist der Brexit. Auf alle Autos, die zwischen der EU und Großbritannien gehandelt werden, könnten nämlich bald Zölle in Höhe von zehn Prozent liegen. Derzeit planen einige Mitglieder der ACEA, ihre Produktionen vorübergehend kaltzustellen. Doch laut Erik Jonnaert, Generalsekretär der ACEA, wird das nicht ausreichen.

„Das sind die harten Fakten: Kein Pläneschmieden wird dabei helfen, die durch den Rückzug Großbritanniens aus der EU entstehenden Lücken realistisch zu schließen, solange dieser nach den Regeln der World Trade Organisation (WTO) passiert.“ – Erik Jonnaert, Generalsekretär der ACEA, in einer Pressemitteilung

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