Der Streit um den italienischen Haushalt hätte dem Land im vergangenen Dezember fast ein Defizitverfahren aus Brüssel eingehandelt. Zwar konnte dies nach einigen Verhandlungen noch verhindert werden, doch grundlegende Probleme wurden nicht gelöst. Eine Herabstufung der Ratingagenturen steht im Raum.
Ein Downgrade für Italien?
Bereits klar war: Die von Italien angestrebten Reformen ziehen in den folgenden Jahren enorme Kosten nach sich. Der FAZ zufolge sind die aktuellen Prognosen für die italienische Wirtschaft sogar noch zu optimistisch – dabei schätzte der Internationale Währungsfonds (IWF) die Lage in Europa schon kritisch ein. Aus Sicht des IWF könnte Italien Turbulenzen an den Finanzmärkten auslösen. In einer Pressemitteilung bescheinigte der Währungsfonds Italien langfristige strukturelle Schwächen, die derzeit nicht ausreichend bekämpft würden. Entscheidend sei, ob die Bonität Italiens durch Ratingagenturen herabgesetzt wird. Dies würde an den internationalen Märkten zu einer Risikoflucht führen.
Die EZB reagiert
Um weitere Turbulenzen zu verhindern, plant die Europäische Zentralbank (EZB) womöglich neue „Targeted Longer-Term Refinancing operations“, kurz TLTROs. Die EZB hatte dieses Verfahren bereits vor einigen Jahren angewandt und insgesamt 725 Milliarden Euro an verschiedene Banken verliehen. Das Besondere: Unter besonderen Umständen konnte ein Geldhaus weniger zurückzahlen als es durch den TLTRO zur Verfügung gestellt bekam. Wie der Focus berichtet, geht es dabei jedoch nicht um eine Rettung angeschlagener Banken, sondern um den Erhalt der Niedrigzinsen im Eurosektor. Die neuen Kredite sollen helfen, die sich aktuell verlangsamende EU-Konjunktur wieder anzukurbeln. Derzeit geht die EU-Kommission von einem europäischen Wirtschaftswachstum um rund 1,3 Prozent aus, zuvor waren es noch 1,9 Prozent. Die größten Profiteure wären italienische und spanische Banken. Zum Vergleich: Bei der letzten Kreditvergabe erhielt Italien Darlehen in einer Höhe von etwa 250 Milliarden Euro.
Börsenkurs
An der Börse geht es für den italienischen FTSE MIB-Index seit Ende des vergangenen Jahres tendenziell wieder bergauf. Am Mittwochnachmittag steht der Kurs mit 0,20 Prozent im Plus bei 20.269,58 Punkten.
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