Nachdem die EU-Wahlen mit mehreren Siegen für EU-Gegner ausgegangen und auch andere Risiken für die globale Wirtschaft nicht verschwunden sind, sieht sich die Europäische Zentralbank (EZB) zu einer Warnung gezwungen. Sie befürchtet eine Rezession und Verluste an den Finanzmärkten.

Wackelt der Finanzsektor?

Falls die europäische Wirtschaft weiter abkühlt, befürchtet die Europäische Zentralbank enorme Schwankungen an den Finanzmärkten. „Sollten Abwärtsrisiken für die Konjunkturaussichten erscheinen, könnten Risiken bezüglich der finanziellen Stabilität auftreten“, sagte Luis de Gindos, Vizepräsident der EZB, in einer Pressemitteilung zum halbjährlich veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht der Zentralbank. Denn die Konjunkturaussichten seien der Kernfaktor für die größten Risiken im Finanzsektor.

Risiken von außen

Doch woher kommen die Zweifel vonseiten der EZB? Hier verweist die Zentralbank auf die Schwankungen der vergangenen Zeit. Ein Faktor sind die unerwartet schwachen Wachstumsraten. In Frankreich zum Beispiel gingen laut dem Statistikamt Insee sowohl das Wirtschaftswachstum als auch die Inflation zurück. Auch sorgte die Eskalation internationaler Handelskonflikte, vor allem zwischen den Vereinigten Staaten und China, für verstärkte Unsicherheit. Zudem befänden sich unter den europäischen Banken zu viele, die nicht die erwarteten Renditen erwirtschaften werden können. Um zur Profitabilität zurückzukehren, müssten die Banken eine Reihe struktureller Herausforderungen meistern. Trotzdem aber schätzt die EZB die Widerstandsfähigkeit der Banken gegenüber nachteilhaften Szenarien als gut ein, denn sie verfügten generell über eine hohe Eigenkapitalausstattung.

Werden Fondsmanager risikofreudiger?

Weiterhin zeigt der Finanzstabilitätsbericht anhaltend hohe Risiken im Nichtbanken- und Fondssektor auf. Es gäbe Anzeichen dafür, dass Fonds zunehmend ihren Verschuldungsgrad und ihr Engagement in renditestarke, aber auch riskante Vermögenswerte erhöhen. Sollten Finanzanlagen plötzlich neu bewertet werden, könnte das erzwungene Verkäufe von Vermögenswerten und damit einen Druck auf weniger liquide Märkte auslösen.

DAX abwärts

An der Börse geht es für europäische Werte heute bergab. Der DAX sinkt am Mittwochabend mit minus 1,57 Prozent auf 11.837,81 Punkte. Ähnlich sieht es beim Euro Stoxx 50 aus (minus 1,59 Prozent). Um den deutschen Bankensektor auf etwaige Krisen vorzubereiten, hat die Bafin am Montag einen Kapitalpuffer aktiviert, berichtet die FAZ. Banken haben nun ein Jahr Zeit, um ihr hartes Eigenkapital um 5,3 Milliarden Euro zu erhöhen.

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