Vor etwa einem Monat sorgte Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank, für Hoffnung an den Märkten. Er kündigte weitere Zinssenkungen und eine Wiederaufnahme des Anleihekaufprogramms an. Am Donnerstag hat die EZB neue geldpolitische Entscheidungen getroffen.

Neue Signale von der EZB?

Am Donnerstagvormittag klettert der DAX um 0,22 Prozent auf 12.550,97 Punkte. Im Vorhandel war er sogar auf etwa 12.575 Punkte angestiegen, der höchste Stand seit zwei Wochen. Wie der Focus berichtet, erwarteten Experten zwar neuerliche Signale einer weiteren Lockerung der Geldpolitik, doch von einer Zinssenkung könnte die Zentralbank derzeit noch absehen. Dies hat sich im Laufe des Nachmittags bestätigt: Die EZB tastet weder den Leit- noch den Anlagezins an und ließ darüber hinaus verlauten, die Zinsen mindestens bis Juni 2020 auf dem aktuellen Niveau belassen zu wollen – oder darunter.

„The Governing Council expects the key ECB interest rates to remain at their present or lower levels at least through the first half of 2020.“ – Aus einer Pressemeldung der Europäischen Zentralbank

Ein sicherer Hafen

Die Ankündigungen Draghis sorgten an den Märkten bereits vor einigen Tagen für diverse Reaktionen. Erstens, so das Investment, suchen Investoren in Zeiten von niedriger Inflation und sich verschlechternden Wirtschaftsindikatoren sichere Häfen auf. Zum Beispiel Gold oder Staatsanleihen. Nicht umsonst stocken Banken rund um die Welt derzeit ihre Goldvorräte auf. Sowohl europäische als auch US-amerikanische zehnjährige Staatsanleihen bieten immer niedrigere Renditen. Eine Zinswende ist durch die heutigen Entscheidungen der EZB erneut in die Ferne gerückt. Stattdessen bekräftigte die Notenbank, alle Instrumente nutzen zu wollen, solange sich der Inflationsausblick weiter verschlechtert. Dazu gehören auch neue Anleihekäufe.

Pessimismus in Deutschland

Ein weiteres Warnsignal kommt derzeit aus den Chefetagen der deutschen Wirtschaft. Der neue Geschäftsklimaindex des ifo-Instituts fällt im Juli 2019 von 97,5 Punkten auf 95,7 Punkte. Demzufolge sind Unternehmen immer unzufriedener mit der derzeitigen Geschäftslage. Besonders stark fiel der Geschäftsklimaindikator im Verarbeitenden Gewerbe (minus 4,3 Punkte). Hier ist ein Rückgang zu beobachten, der so stark ist wie zuletzt im Februar 2009. Ähnlich sieht es beim Dienstleistungssektor aus (17,7 Punkte). Die Dienstleister zeigen zudem erstmals seit 2009 Pessimismus bei den zukünftigen Erwartungen. Im Handel sank der Ifo-Index ebenfalls (von 7,9 auf 1,4 Punkte). Die einzige Ausnahme stellt das Bauhauptgewerbe dar, wo der Index angestiegen ist (23,3 Punkte). Das teilt das ifo-Institut in einer aktuellen Pressemeldung mit.

„Die deutsche Konjunktur befindet sich in schwierigem Fahrwasser.“ – Dr. Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts

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