Seitdem die Ausgangsbeschränkungen im Frühjahr aufgehoben wurden, konnte sich die Wirtschaft in Deutschland nach und nach erholen. Doch wie genau entwickelten sich die Arbeitslosenzahlen in den letzten Monaten? Und was erwarten Experten angesichts der zweiten Beschränkungen?
Arbeitslosenzahl sinkt im Oktober weiter
Im Gegensatz zu den Infektionszahlen ist die Zahl der Arbeitslosen im Oktober vor allem saisonbedingt weiter gesunken. Laut der Bundesagentur für Arbeit sind mit 2,760 Millionen Arbeitslosen 87.000 weniger Menschen ohne Arbeit als noch im September. Auch im September sank die Zahl bereits: 108.000 weniger als im August. Dennoch ist die Krise spürbar. „Nach wie vor zeigen sich am Arbeitsmarkt aber deutliche Spuren der ersten Welle der Corona-Pandemie.“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele. Im Vorjahresvergleich ist die Arbeitslosenzahl um 556.000 Menschen gestiegen.
Weniger Kurzarbeiter, weniger Ausbildungsstellen
Mit sechs Millionen Kurzarbeitern befand sich Deutschland im April diesen Jahres auf einem Rekordhoch. Seither hat die Zahl sukzessiv abgenommen. Im August waren lediglich 2,58 Millionen Arbeitnehmer auf konjunkturelles Kurzarbeitergeld angewiesen. Zwischen dem 1. und 25. Oktober gab es etwa 96.000 weitere Anmeldungen.
Die Auswirkungen der Pandemie sind auch im Bezug auf den Ausbildungsmarkt deutlich sichtbar. Das geht aus der Ausbildungsmarktbilanz 2019/2020 hervor.
Von Oktober 2019 bis September 2020 wurden den Agenturen für Arbeit und Jobcentern knapp 510.000 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet – fast zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Am Ende blieben etwa 30.000 Bewerberinnen und Bewerber ohne Ausbildungsstelle oder alternatives Angebot. Detlef Scheele animiert die jungen Jobsuchenden:
„Bewerberinnen und Bewerber sollten nicht aufgeben, sich weiter bewerben und sich dabei auch für Ausbildungsberufe jenseits ihres Traumberufes öffnen. Wenn zusätzlich Betriebe nicht ganz so guten Kandidaten eine Chance geben, können wir die Verzögerung durch die Pandemie in der Nachvermittlungszeit noch weiter aufholen.“
Zweiter Rückschlag?
Die durch die steigenden Infektionszahlen ab November angesetzten Einschränkungen im Gastronomie- und Veranstaltungsbereich könnten die deutsche Wirtschaft wieder in einen Abschwung treiben. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), erklärt in einem Statement:
„Die Wirtschaft bremst bereits seit Wochen stark ab. Die beschlossenen Restriktionen werden einige Branchen der Wirtschaft hart treffen, werden aber die Gesamtwirtschaft und die meisten Branchen wirtschaftlich schützen.“
Man rechnet jedoch mit keinem massiven Konjunktureinbruch. Laut DIW sind aber besonders die Arbeitsplätze von geringfügig Beschäftigte durch die weiteren Beschränkungen gefährdet, da die sogenannten Minijobber keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld haben und somit vergleichsweise schnell ihre Beschäftigung verlieren.
Für betroffene Unternehmen und Selbstständige hat die Bundesregierung weitere Hilfen in Milliardenhöhe angekündigt.
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