Die US-amerikanische Investmentbank Goldman Sachs probt den Ernstfall. Hunderte Mitarbeiter sollen aus London abgezogen werden. Profiteure der Aktion könnten Paris und Frankfurt sein. Und noch eine Großbank nimmt Standortverschiebungen vor: Die Royal Bank of Scotland (RBS). Sie plant ihre Niederlassungen in Europa aufzustocken.
6.000 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel
Goldman Sachs reagiert damit auf den EU-Austritt Großbritanniens. Der Abzug von Arbeitsplätzen soll zunächst nur einige hunderte betreffen. Dies gab Europa-Chef Richard Gnodde unlängst dem amerikanischen Sender CNBC bekannt. Die Umsetzung der Pläne für den Brexit-Ernstfall befindet sich damit noch in der Anlaufphase. Derzeit arbeiten 6.000 Mitarbeiter am Standort London. Ob ein kompletter Wegzug aus der britischen Finanzmetropole umgesetzt werden wird, ist noch nicht endgültig geklärt. Von weiteren Abzügen ist hingegen auszugehen. Bereits im Januar mehrten sich Berichte darüber, dass Goldman Sachs seine Mitarbeiterzahlen in London auf rund 3.000 reduzieren möchte.
RBS stockt Niederlassungen auf
Auch die Royal Bank of Scotland kommt in Bewegung und plant ebenso erste Maßnahmen angesichts des nahenden Brexits. Das Geldinstitut unterhält bereits kleinere Büros in Frankfurt, Paris und anderen Städten in der europäischen Union. Aufsichtsratschef der RBS Howard Davies dazu:
„Ich glaube, dass diese Büros gestärkt werden müssen. Denn wir werden in diesen Büros künftig sicher Dinge tun müssen, die wir bisher von London aus machen.“
Weiter heißt es, dass es zwar Umzüge nach Frankfurt geben werde. Ein neues Finanzzentrum, das London ersetzt, werde es nach Meinung Davies nicht geben.
Wettstreit: Frankfurt vor Paris
Als Profiteure des Zuzugs werden Frankfurt und Paris gehandelt. Doch die Mainmetropole hat in der Gunst der Banken Paris bereits überholt. Für John McFarlane besteht der Vorteil gegenüber dem französischen Kontrahenten vor allem in der Nähe zur Europäischen Zentralbank (EZB). Ebenso positiv äußert sich der Geschäftsführer des Lobbyverbandes Frankfurt Main Finance, Hubertus Väth. Seiner Ansicht nach besetze Frankfurt bereits die „Pole Position“. Er gehe davon aus, dass innerhalb der nächsten fünf Jahren mit rund 10.000 neuen Arbeitsplätzen zu rechnen sein wird.
Titelbild: CPN