Der Holzeinschlag steigt auf einen Rekordwert. Trotzdem könnte auf viele Lieferketten demnächst ein Engpass zukommen. Regionale Strategien sind eine Lösung.
Holzeinschlag erreicht Rekordwert
Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) jüngst mitteilte, schlugen deutsche Holzfäller im Jahr 2021 rund 83,0 Millionen Kubikmeter Holz. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 3,2 Prozent – und einen neuen Rekordwert. Der Holzeinschlag aufgrund von Waldschäden ging dabei leicht zurück (minus 16,0 Prozent), liegt aber immer noch auf einem hohen Niveau. Laut der Wiesbadener Behörde waren für das Aufkommen von Schlagholz vorrangig Insektenbefall und Trockenheit verantwortlich.
Regionale Holzstrategie gefordert
Dem Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH) zufolge vergibt Deutschland derzeit große Chancen bei der Verarbeitung des so geschlagenen Holzes. Denny Ohnesorge, Hauptgeschäftsführer des HDH, sieht Nachbesserungsbedarf bei der nachhaltigen Holzverwendung: „Unsere Wälder erfüllen wichtige Funktionen im Klimaschutz, und deren Ausbau ist grundsätzlich zu begrüßen. Kritisch beurteilen wir jedoch die im Zuge des Aktionsprogramms drohenden Stilllegungen und Einschlagsbeschränkungen sowie die Nichtberücksichtigung der Klimaschutzleistung des Holzes. Der Wald kann seiner Funktion als Klimaschützer effektiver nachkommen, wenn er einerseits nachhaltig und klimaresilient bewirtschaftet wird und andererseits seinen Beitrag zum Klimaschutz durch Holzverwendung leisten kann.“
Danny Ohnesorges Einschätzung nach ist die aktuelle geopolitische Entwicklung ein deutlicher Indikator dafür, der regionalen Wertschöpfung eine höhere Bedeutung beizumessen. „Wir brauchen eine Rohstoffstrategie Holz, die langfristige Ziele und ökologisch-industrielle Maßnahmen zur Sicherung der Rohstoffversorgung definiert. Die Klimaschutzleistung der aktiven Waldbewirtschaftung und Holzverwendung sollte angemessen honoriert werden, um deren Beitrag zu sichern.“
Nagelprobe für die Wirtschaft
Ein weiteres Problem, das derzeit auf die Holzbranche zukommt, wirft ebenfalls ein Schlaglicht auf die Dringlichkeit regionaler Lösungen. Der HDH warnt vor einer Knappheit von Nägeln aus russischem Stahl. Diese machen rund 90 Prozent des deutschen Bedarfs für die Herstellung von Europaletten aus. Ohne diese Nägel könnten, so berichtet der HDH unter Berufung auf den Bundesverband Holzpackmittel, Paletten und Exportverpackung (HPE), die Produktion bei einigen deutschen Palettenherstellern stillstehen. Das große Problem dabei: Damit stehen branchenübergreifend Lieferketten vor einer „massiven Störung“. HPE-Geschäftsführer Marcus Kirschner sagt dazu: „Wenn Nägel fehlen, dann droht den betroffenen Unternehmen von heute auf morgen 100 Prozent Kurzarbeit. Je größer die daraus resultierenden Fehlmengen ausfallen, desto gravierender sind auch die Auswirkungen auf den Warenverkehr.“
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