Dax-Chef Carsten Kengeter geriet im Februar diesen Jahres unter Druck. Ausgerechnet gegen den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Börse wird wegen Insiderhandel ermittelt. Ein halbes Jahr später sind nun die Ermittlungen vorangeschritten. Die Durchsuchungen der Firmenzentrale und der privaten Wohnung, die Auswertungen der sichergestellten Unterlagen und die Befragung von mutmaßlichen Beteiligten, darunter auch Kengeter selbst, sind nun abgeschlossen. Das Ergebnis: Der Chef des Dax-Unternehmens wird voraussichtlich nicht angeklagt.
Aktien im Wert von 4,5 Millionen
Insiderhandel und Marktmanipulation sind für den Börsenbetreiber schwerwiegende Vorwürfe. Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erklärte zu den Ermittlungen im Februar: „Ermittlungen gegen einen Börsenchef wegen Insiderhandels sind so, als würde gegen einen Bankchef wegen Bankraubs ermittelt.“ Im Dezember 2015, kurz bevor die Fusionspläne mit der London Stock Exchange bekannt wurden, soll Kengeter im großen Stil Aktien des eigenen Unternehmens gekauft haben. Und dies obwohl es seit Sommer 2015 Gespräche über den Zusammenschluss gab. Den Tipp bekamen die Ermittlungsbehörden von einer anonymen Quelle. Kengeters 60.000 Deutsche-Börse-Aktien hatten einen Gesamtwert wurden 4,5 Millionen Euro. Die Deutsche Börse selbst argumentiert, dass der Ankauf Teil eines Vergütungsprogramms war, das vom Aufsichtsrat aufgestellt wurde.
Und jetzt?
Die Staatsanwaltschaft sieht von einer Anklage des Dax-Chefs ab, nicht aber von einer Anklage gegen das Unternehmen. Laut einer Mitteilung der Ermittler sind die Voraussetzungen für die Festlegung einer Geldbuße gegen die Deutsche Börse erfüllt. Dabei geht es einerseits um eine Zahlung von 5,5 Millionen Euro wegen der Vorwürfe des Insiderhandels und in einem parallelen Verfahren um die Einforderung weiterer 5 Millionen Euro wegen so genannter „Marktmanipulation durch Unterlassen“. Bei letzterem Vorwurf wird der Deutschen Börse zur Last gelegt im Februar 2016 Investoren an den Kapitalmärkten zu spät über die geplante Fusion mit der London Stock Exchange informiert zu haben.
Das Ende ist ungewiss
Wie es mit den Ermittlungen weitergeht, ist bis jetzt noch nicht bekannt. Weitere Auskünfte könnten die Ermittler zum jetzigen Zeitpunkt nicht geben. Klar ist, die Geldbußen richteten sich alleine gegen die Deutsche Börse. Nach eigenen Angaben will das Unternehmen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft weiter prüfen.
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