Seit Jahren gibt es nach Expertenmeinung weitaus weniger Aktiengänge als möglich wären. Jetzt wollen zwei Unternehmen ein bisschen Leben in den deutschen Aktienmarkt bringen. Die Deutsche Bank plant einen Börsengang für die Deutsche Asset Management, die in DWS umbenannt wird, und Siemens will einen Teil der Medizintechnik-Sparte notieren lassen.

Crash vor dem neuen Millenium

Besonders gute Erinnerungen haben deutsche Anleger nicht mit den Börsengängen großer Unternehmen gemacht. Als prominentestes Beispiel gilt die Telekom-Aktie, die nach Platzen der Internetblase für enorme Verluste bei den Kleinanlegern sorgte. Im Jahr 2000 hielten so viele Deutsche Aktien wie bis heute nicht mehr. 6,2 Millionen direkte Aktionäre lebten in der Bundesrepublik. 1996, zum Börsengang der Telekom, waren es noch 3,7 Millionen gewesen. Der Crash kam unvorhergesehen und hart. Im Moment liegt die Zahl der deutschen Aktionäre stabil bei 4,4 Millionen.

Mut zum Risiko?

Und auch in diesen Wochen scheint der Börsengang keine gute Idee zu sein. Erst vor Kurzem gab es Turbulenzen: DAX und Dow Jones steckten schwere Schläge ein. Die Auswirkungen waren am gesamten Aktienmarkt zu spüren. Für Firmen, die eigentlich einen Börsengang planten, galten die Turbulenzen als ein starkes Warnsignal. Die Deutsche Bank stört das offenbar nicht. Noch im Frühjahr soll die DWS an die Börse gehen. Siemens zieht gleich: Die Siemens Medizintechniksparte „Healthineers“ soll den Börsenstart noch vor Ostern wagen.

„Durch den Börsengang erhalten wir die zusätzliche Freiheit, die wir brauchen, um unsere globale Führungsrolle weiter auszubauen“, sagte Healthineers-Chef Bernd Montag.

Siemens plant den Meilenstein

Analysten sehen für Healthineers einen Börsenwert von 35 bis 36 Milliarden Euro voraus. Das Unternehmen könnte den größten Börsenstart seit 20 Jahren hinlegen. Healthineers verzeichnet momentan einen Umsatz von 13,8 Milliarden Euro, der operative Gewinn beträgt 2,5 Milliarden Euro. Seit dem Börsenstart der Deutschen Telekom (1996), der Deutschen Post (6,25 Milliarden Euro, 2000) und der ehemaligen Siemens-Tochter Infineon (6,07 Milliarden Euro, auch 2000) gab es keinen Ersteintrag in dieser Größenordnung.

„Als Eisbrecher könnten die Mega-Emissionen den Weg bereiten für weitere Börsengänge in Deutschland“ – Martin Steinbach, Kapitalmarktexperte bei der Beratungsgesellschaft EY

Was noch passiert

In Stein gemeißelt sind beide Börsengänge noch nicht. Experten rechnen jedoch mit einem Börsengang innerhalb der nächsten vier Wochen, wenn nicht sogar schon am kommenden Montag. Es verspricht spannend zu bleiben.

Titelbild: ©Sergey Nivens