Der deutsche Leitindex hat am Freitagvormittag zum zweiten Mal innerhalb eines Monats die 12.000 Punkte-Marke unterschritten. Derzeit steht der DAX mit 1,44 Prozent im Minus und zählt 11.926,18 Punkte. Ein weiterer Einbruch war vorhersehbar. Aber wie kam es dazu?
USA first?
Der Präsident der Vereinigten Staaten sorgt erneut für Unruhe am Aktienmarkt. Nachdem er am Donnerstag die zu Beginn des Monats angekündigten Strafzölle unterschrieb, brachen weltweit die Börsenkurse ein. So ist nicht nur der DAX betroffen, auch der amerikanische Index Dow Jones und der japanische Index Nikkei befinden sich gerade im Minus. Dem Präsidenten sei es wichtig, die einheimischen Unternehmen wieder zu stärken. „Wir werden neue Jobs bekommen und pulsierende Unternehmen“, begründete Trump seine Entscheidung Anfang März.
Ein Kompromiss
Ursprünglich wurden Strafzölle auf Stahl (25 Prozent) und Aluminium (10 Prozent) aus aller Welt befürchtet, was sowohl in Europa als auch in Asien für enormen Widerspruch sorgte. Die aktuelle Version von Trumps Zöllen sieht jedoch Ausnahmeregelungen für die Länder der europäischen Union, für Argentinien, Australien, Brasilien, Südkorea, Kanada und Mexiko vor. Kanada und Deutschland sind zwei Großexporteure, was im Falle einer Verzollung Millionenverluste bedeutet hätte. China hat seinerseits mit Strafzöllen reagiert, die momentan aber noch vergleichsweise gering sind. Sicher ist dennoch niemand so wirklich: Die Ausnahme kann aufgehoben werden, und die Gefahr des Handelskriegs ist noch nicht aus der Welt.
„Die Erholung an den Börsen dies- und jenseits des Atlantik scheint für den Moment vorüber zu sein“, sagte Jochen Stanzl von CMC Markets.
So fangen Rezessionen an
Nach wie vor ist der drohende Handelskrieg der schwerwiegendste Faktor des DAX-Einbruchs. Robert Carnell, Chef-Analyst für den asiatisch-pazifischen Raum der ING Bank, sieht sogar eine neue Rezession voraus. Nach Trumps Ankündigung der Strafzölle hatte sich Jean-Claude Juncker zu Wort gemeldet und angekündigt, dass Europa nach den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten werde. Für die deutsche Wirtschaft würden die Strafzölle Millionenverluste bedeuten.
„Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie unsere Industrie durch unfaire Maßnahmen getroffen wird, die Tausende europäische Arbeitsplätze gefährden“, warnte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.
Wie geht es weiter?
Es folgt eine Reise ins Ungewisse. Die EU versucht, die Handelsbeziehungen zu Japan, Mexiko und Südamerika zu verbessern. Trendtechnisch ist der US-amerikanische Index auf einem guten Weg, der DAX ebenso. Seit zehn Jahren steigen beide Kurven stetig an. Einige Experten warnen vor dem Crash. Andere sehen lediglich einen kleinen Ausrutscher nach unten voraus, sowohl im Aktienmarkt als auch in den Beziehungen der großen Handelsmächte.
Titelbild: ©Sergey Nivens