Die Deutsche Bank hatte es in den letzten Jahren nicht leicht. Große Gewinne blieben aus, die Investoren wurden nervös, der Aktienkurs sank immer weiter. Von der Wirtschaftskrise 2007 erholte sich das Geldhaus nie so wirklich. John Cryan, der seit 2015 das Amt des CEO bekleidete, betonte noch Anfang Februar, dass die Bank wieder auf Kurs kommen würde. Ein positiver Effekt trat aber nicht ein. Die Aktie sank weiter.
Die Gerüchteküche kocht
Bereits am 27. März berichtete die britische Times davon, dass John Cryan sich nicht besonders gut mit Paul Achleitner verstünde, dem Chef des Aufsichtsrates. Zusammen mit den bis dato vergeblichen Bemühungen Cryans, die Deutsche Bank wieder auf Vordermann zu bringen, war die Kündigung des CEOs wohl nur noch eine Frage der Zeit. Als Nachfolger wurden damals der Chef der Unicredit, Jean Pierre Mustier, und Bill Winters von Standard Chartered gehandelt.
„Ich möchte Ihnen noch einmal versichern, dass ich alles geben werde, um unserer Bank weiterhin zu dienen und ich werde den Weg, den wir vor drei Jahren begonnen haben, weitergehen.“ – John Cryan in seinem Brief an die Mitarbeiter der Bank
Ein Deutscher für die Deutsche Bank
Stattdessen aber übernahm Christian Sewing jetzt das Ruder. Vorher war er Cryans Vize. Sewing arbeitete bereits seit 1989 für die Deutsche Bank. Damals begann er als Auszubildender. Er unterbrach diese Laufbahn nur kurzzeitig, um bei der genossenschaftlichen DG Hyp zu arbeiten. Heute ist er 47 Jahre alt – der jüngste Konzernchef, den die Deutsche Bank je hatte. Arbeitserfahrung sammelte er unter anderem in Tokio, Toronto und London.
Eine neue Strategie?
Davon sei noch wenig zu sehen, kritisiert der Aktionärsberater Hermes. Paul Achleitner hat in sechs Jahren Amtszeit bereits dreimal den Chef der Deutschen Bank ausgewechselt, ohne dass eine neue Linie klargeworden sei. Kritiker halten Achleitner mittlerweile für einen Teil des Problems, mit dem die Deutsche Bank seit so vielen Jahren kämpft.
„Die Glaubwürdigkeit des Aufsichtsrates steht nach wie vor in Frage“ – Hans Bernecker, Börsenbriefautor
Die Börse reagiert
Nachdem sich die Aktionäre am Montag voller Hoffnung auf eine neue Ära der Deutschen Bank gezeigt haben, kühlten die Gemüter gegen Ende des Börsentags wieder ab. Derzeit steht die Aktie bei 11,42 Euro, was einem Minus von 0,56 Prozent entspricht. Ob Sewing es schafft, die Deutsche Bank zu retten, bleibt abzuwarten.
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