Vor mehr als einem Monat kündigte Heinrich Hiesinger, bis dahin der CEO des Stahlriesen, seinen Rücktritt an. Hiesinger war seit 2011 Chef, war laut Pressemitteilung für den Aufstieg des Unternehmens verantwortlich. Auch Ulrich Lehner, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, war zurückgetreten. Sie hinterließen ein Loch, das ThyssenKrupp nur schwerlich schließen kann. Nach mehrfachen Absagen neuer Führungskräfte steht die Aktie unter Druck.

„Das Vertrauen der großen Aktionäre und ein gemeinsames Verständnis im Aufsichtsrat über die strategische Ausrichtung von thyssenkrupp waren Grundlage meiner Arbeit und Voraussetzung für mein Versprechen an Berthold Beitz, das Unternehmen im Interesse von Aktionären, Mitarbeitern und Kunden erfolgreich weiterzuentwickeln. Das ist heute nicht mehr gegeben.“ – Prof. Dr. Ulrich Lehner, ehemaliger Vorsitzender des Aufsichtsrats der thyssenkrupp AG, in einer Pressemeldung

Ein Erbe für den Stahlkonzern

Am letzten Wochenende vor den Rücktritten hatte thyssenkrupp noch eine Fusion mit dem Europageschäft der Tata-Gruppe vereinbart. Weitere Pläne für die Zukunft hinterließ Hiesinger ebenfalls. Die Investoren hatten für den Konzern allerdings andere Pläne: Cevian aus Schweden und die US-amerikanische Elliott Management Corporation wollten eine Zerschlagung von thyssenkrupp. Seitdem war thyssenkrupp auf der Suche nach Nachfolgern, fand aber bis heute keinen. Finanzen.Net berichtet, dass sowohl der Airbus-Chef Thomas Enders als auch Marjin Dekkers (ehemals Chef der Bayer AG) und der frühere Deutsche Bank-Chef Marcus Schenck die Nachfolge von Ulrich Lehner abgelehnt hätten.

Ohne Aufsichtsrat keinen Chef

Die Stelle neu zu besetzen ist darum so wichtig, weil es ohne einen Vorsitz im Aufsichtsrat nicht möglich ist, einen neuen Konzernleiter zu bestimmen. Derzeit hat Guido Kerkhoff die Stelle inne, verfügt aber laut dem Aktionär nicht über die nötigen Berechtigungen für einen Strategiewechsel. thyssenkrupp steht nach wie vor unter Druck. Mittlerweile hat sich auch Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, eingemischt und gemahnt, der Stahlkonzern sollte bald eine neue Führung ernennen.

Und was sagt die Börse?

Die Aktie reagierte negativ auf die anhaltende Führungslosigkeit thyssenkrupps. Derzeit ist das Papier mit minus 1,56 Prozent 19,82 Euro wert. Ob der Konzern die Investoren zeitnah beruhigen und eine neue Spitze einstellen kann, wird sich herausstellen.

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