Der Leitzins der Europäischen Zentralbank beträgt seit dem 16. März 2016 null Prozent. Der Einlagensatz für Banken hingegen beläuft sich seit dem 18. September diesen Jahres sogar auf minus 0,5 Prozent. Eine solche negative Einlagenfazilität bedeutet für die Banken, dass wenn sie überschüssiges Geld über Nacht bei der EZB anlegen, sie Strafzinsen zahlen müssen. Eine solche Geldpolitik stellt für die ohnehin schon angeschlagenen deutschen Geldinstitute eine Belastung dar. Doch auch preiswerte Direktbanken, wie die ING oder die Comdirekt, greifen die alten Marktstrukturen an.
Expansive Geldpolitik und die Konsequenzen
Mit dem Ziel die europäische Konjunktur anzukurbeln, hat die EZB den Leitzins seit dem 09. Juli 2008 kontinuierlich gesenkt. Mario Draghi, der bis November diesen Jahres Präsident der EZB war, sagte noch im September, dass eine „sehr expansive Geldpolitik“ wegen umfangreicher Risiken für die Konjunktur weiterhin notwendig sei. Seine Nachfolgerin, die ehemalige Finanzministerin Frankreichs und Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, ist sich bezüglich der lockeren Geldpolitik mit Draghi einer Meinung. Diese Geldpolitik bedeutet für Sparer, dass sie wenig, bis kaum Zinsen bekommen. Die Inflation ist allerdings gleichzeitig höher als die Zinsen, was zu einem negativen Realzins führt. Noch stärker trifft die lockere Geldpolitik einige Sparer ab einem Vermögen von 100.000 Euro, denn sie müssen bei manchen Banken Negativzinsen zahlen. Dass in Zukunft die Strafzinsen auch Kleinsparer treffen könnten, beweist die Volksbank Raiffeisenbank Fürstenfeldbruck. Sie gibt die minus 0,5 Prozent Einlagensatzgebühr an Kunden weiter, welche ab dem 1. Oktober 2019 ein Konto eröffnen. Bisher stellt das aber noch einen Einzelfall dar.
Disruption durch Digitalisierung
In Deutschland gibt es so viele Banken, wie in Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien gemeinsam. Doch das könnte sich bald ändern. Im Zeitraum von 2007 bis 2017 sank die Anzahl der Banken von 2700 auf 1800. Auch die Zahl der Filialen ist rückläufig. So nahm die Zahl der Bankfilialen im selben Zeitraum von circa. 42.000 auf knapp 32.000 Filialen ab, was etwa 24 Prozent entspricht. Währenddessen bauen die Direktbanken ihr Kundennetz stetig aus. Auf Platz eins der Direktbanken gemessen an Kundenanzahl, steht die ING mit 8,5 Millionen Kunden, gefolgt von der DKB mit 3,7 Mio. Kunden und der Comdirekt mit 2,3 Mio. Kunden. Besonders was das Einlagen- und Wertpapiergeschäft betrifft, haben die Direktbanken signifikante Marktanteile. So verwalten sie Einlangen von circa. 290 Milliarden Euro und ein Depotvolumen von etwa 140 Milliarden Euro.
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Redaktion: NewFinance Mediengesellschaft mbH