Der Handelsriese Amazon steht seit Jahren in der Kritik, sich vor Steuerzahlungen zu drücken. Nun hat sich Amazon-Chef Jeff Bezos überraschend für höhere Unternehmenssteuern ausgesprochen.
US-Präsident will höhere Unternehmenssteuer
„Wir unterstützen eine Anhebung des Unternehmenssteuersatzes“, ließ Bezos vergangenen Dienstag in einer von Amazon veröffentlichten Stellungnahme mitteilen. Er wünsche sich eine „ausgewogenen Lösung, die die Wettbewerbsfähigkeit der USA aufrechterhält oder erweitert“.
Der Multimilliardär äußert sich damit zur aktuellen US-Debatte um die Unternehmenssteuer, die am Ostermontag von Finanzministerin Janet Yellen noch einmal befeuert wurde. Sie forderte einen globalen Mindeststeuersatz für Unternehmen, um das internationale „Wettrennen um die niedrigsten Steuersätze“ zu beenden.
Ein Mindeststeuersatz käme den USA nämlich gerade recht: US-Präsident Joe Biden hatte angekündigt, die unter Donald Trump abgesenkte Unternehmensteuer wieder auf 28 Prozent anzuheben. Damit möchte er die zum Teil marode Infrastruktur seines Landes finanzieren.
Amazon: Kritik von allen Seiten
Die doch überraschende positive Reaktion auf die Anhebung der Unternehmenssteuer kommt direkt nach heftiger Kritik an den Arbeitsbedingungen bei Amazon – mal wieder. Am Osterwochenende musste das Unternehmen zugeben, dass seine Mitarbeiter unter hohem Zeitdruck im stressigen Arbeitsalltag teilweise in Flaschen urinieren müssten. Dies wurde zuerst über den offiziellen Twitter-Account des Handelsriesen abgestritten.
Darüber hinaus hat Präsident Biden noch in der Vorwoche Amazon in einer Rede in Pittsburgh vorgeworfen, dass die Firma verschiedene Schlupflöcher nutzen würde, damit sie „keinen einzigen Penny an Bundeseinkommenssteuer“ zahlen müsste. Dabei bezog der Präsident sich zwar auf insgesamt 91 Unternehmen der Rangliste „Fortune 500“ – doch nur Amazon nannte er dabei namentlich.
Zum Thema Steuern hat Amazon über die Jahre hinweg viel Kritik einstecken müssen: Das Unternehmen ist bekannt dafür, wenig bis gar keine Steuern zu zahlen. Berichten zufolge hat der Konzern sogar 2018 prozentual weniger Steuern gezahlt als die ärmsten 20 Prozent der US-Amerikaner. Gleichzeitig erzielt der Handelsriese Jahr für Jahr Rekordgewinne.
Die Bekanntmachung von Bezos ist also als Antwort auf Bidens Pläne und seinen Vorwurf zu sehen. Ob Amazon die höheren Steuern dann auch tatsächlich zahlt, ist allerdings fraglich.
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