Die jüngsten Krisen sorgten für eine Rekordinflation. Nun steuert die Europäische Zentralbank dagegen. Und erhöht zum ersten Mal seit langer Zeit den europäischen Leitzins.
Steigende Preise
Zuerst die Coronavirus-Pandemie, dann der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine – das dritte Jahr der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten brachte eine Rekordinflation mit. Das Statistische Bundesamt (Destatis) meldete im Mai eine Inflation von plus 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Verantwortlich dafür waren vor allem die Energie- und Lebensmittelpreise.
Reaktion von der EZB
Die Europäische Zentralbank reagiert nun nach einer langen Niedrigzinsphase mit der ersten Erhöhung seit 2016. „Der Inflationsdruck hat sich ausgeweitet und intensiviert“, schreibt die EZB in einer Meldung. „Die Preise für viele Güter und Dienstleistungen steigen rasant.“ Aus diesem Grund hat die Belegschaft des Eurosystems die vorhergesagte Entwicklung der Inflation deutlich nach oben hin angepasst. Diese neuen Vorhersagen gehen von einer längeren Phase der erhöhten Inflation aus. Allerdings hat die EZB einige Maßnahmen erkannt, die die Inflation wieder senken können. Unter anderem sind das eine bessere Kontrolle der Energiekosten, eine Reparatur der im Zuge der Coronavirus-Pandemie geschädigten Lieferketten und eine Normalisierung der Finanzpolitik.
Weitere Anhebungen möglich
Im weiteren Verlauf sieht die EZB ein deutliches Absinken der Inflation voraus. Im Jahr 2022 soll die Inflation noch bei 6,8 Prozent liegen, im Jahr 2023 dann bei 3,5 Prozent und ein Jahr später bei 2,1 Prozent. Der EZB-Rat hat nun entschieden, die milliardenschweren Netto-Anleihekäufe zu beenden und den europäischen Leitzins anzuheben. In einem ersten Schritt soll der Eurozins noch im Juli um 25 Basispunkte steigen. Für die Zukunft sieht der EZB-Rat weitere mögliche Erhöhungen voraus, eine davon im September. Je nachdem, wie die mittelfristige Entwicklung der Inflation aussieht, könnte die EZB den Leitzins weiterhin anheben.
Überschallentscheidungen in Übersee
Im Vergleich zu anderen Notenbanken agiert die EZB derzeit eher langsam. In den Vereinigten Staaten und in Großbritannien haben die Banken vor Monaten reagiert und die Zinsen deutlich angehoben. In Russland betrug der Leitzins zwischenzeitlich 20 Prozent, liegt nun jedoch wieder bei 9,5 Prozent.
Titelbild: © BillionPhotos.com / stock.adobe.com
Redaktion: NewFinance Mediengesellschaft mbH