Nach langen Pandemiemonaten und entsprechenden Einbußen bei den Fluggesellschaften kommt die Flugbranche nun wieder auf Kurs. Immer mehr Deutsche reisen wieder. Doch es warten auch Herausforderungen.
Einbrüche im ersten Quartal
Noch im August berichtete der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), dass die Passagiernachfrage im ersten Quartal deutlich hinter den Erwartungen der Branche zurückblieb. Der hauptsächliche Grund dafür war die neue Omikron-Variante des Coronavirus. Steigende Inzidenz, Reisewarnungen und -restriktionen ließen die Nachfrage einbrechen. Erst um Ostern 2022 zog die Nachfrage wieder an. Und zwar radikal. „Eine so deutliche Abweichung der realen Nachfrage gegenüber den Planungen und Vorhersagen ist beispiellos. Das volatile Infektionsgeschehen und das damit verbundene Hin und Her bei Reisebeschränkungen und Reisewarnungen hat eine verlässliche Kalkulation des Reiseverhaltens unmöglich gemacht“, sagt Jost Lammers, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, in einer Pressemeldung dazu. Zu der nach Ostern starken Nachfrage kamen Engpässe beim Personal und kriegsbedingte Luftraumsperrungen über Russland und der Ukraine. Am deutschen Arbeitsmarkt stellte sich die Rekrutierung neuer Mitarbeiter aufgrund von weitgehender Vollbeschäftigung als schwierig heraus.
Das Sommer-Plus
In den Sommermonaten zwischen April und Oktober 2022 stand für die Fluggesellschaften, verglichen mit 2021, ein deutliches Plus auf dem Papier. Rund 54,6 Millionen Menschen reisten von Deutschland ins Ausland. Gegenüber dem Sommerflugplan 2021 bedeutet das ein Plus von 111,0 Prozent. Innerhalb Deutschlands reisten 84,2 Prozent mehr Passagiere mit dem Flugzeug. Auf den gesamten Luftverkehr gerechnet, reisten 2022 mehr als doppelt so viele Fluggäste wie noch im Vorjahr. Trotzdem liegen die Zahlen der gestarteten Fluggäste noch deutlich unter Vor-Corona-Niveau. Das berichtete Destatis Ende November.
Erholung setzt sich fort
Und die neuesten Zahlen des BDL zeigen, dass sich die Erholung mit dem Winterflugplan 2022/2023 fortsetzt. Vor allem Interkontinentalflüge und Tourismus-Verkehr stehen mittlerweile deutlich im Plus. Das Sitzplatzangebot steigt gegenüber 2021 um 37 Prozent.
„Die Erholung des interkontinentalen und europäischen Luftverkehrs ist nach den extrem schwierigen zweieinhalb Jahren der Pandemie sehr erfreulich. Gleichzeitig stellt sie aber enorme Herausforderungen für alle Systempartner des Luftverkehrs dar. Wir wollen, dass die Abfertigungsprozesse beim Check-in, beim Gepäcktransport und bei den Sicherheitskontrollen besser und flüssiger laufen, als dies in den vergangenen Sommerwochen der Fall war“, erklärt Jost Lammers. Die Flughäfen und -gesellschaften legen sich dafür ins Zeug, doch auch die für Sicherheitskontrollen zuständigen Innenbehörden müssten ihre Effizienz verstärken.
Titelbild: © photocrew / stock.adobe.com