Das Baugewerbe wankt unter einem schweren Auftragsrückgang. Neue Entscheidungen der Europäischen Union befeuern die Krise zusätzlich. Branchenvertreter sehen die Politik in der Pflicht.
32 Prozent weniger Aufträge
Erst kürzlich hat das Statistische Bundesamt den Auftragseingang- und Umsatzindex für das Jahr 2022 veröffentlicht. „Wie befürchtet, sehen wir die Auftragserteilung im Wohnungsbau weiter im freien Fall“, kommentierte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe. Das Tempo des Rückgangs im Dezember 2022 habe sich ein weiteres Mal erhöht, die Order im Wohnungsbau um nominal 21 Prozent zurückgegangen. Real bedeute das laut dem Verband einen Rückgang um 32 Prozent, verglichen mit dem Wert vom Vorjahr. Hohe Finanzierungs- und Baustoffkosten schmälern die Investitionsbereitschaft am Markt. Die Anzahl der aktuell beantragten Baugenehmigungen geht weiter zurück.
Der große Wohnungsmangel
Dem Verband zufolge sind Unternehmen der Baubranche derzeit noch in der Lage, ihre Auftragsbestände abzubauen. Wenn allerdings keine neuen Aufträge kommen, stünden die Zeichen „auf Sturm“. Nicht nur Mieter in Großstädten seien dann besonders betroffen: Die ganze Branche laufe Gefahr, ihre Beschäftigten nicht mehr im gewohnten Maße halten zu können.
Wie das ZDF berichtet, werden in Deutschland im Jahr 2023 mehr als 700.000 Wohnungen fehlen. Vor allem Sozialwohnungen und günstige Wohnungen stehen dabei im Fokus. Sozialverbände sehen die Politik in der Pflicht: Eine Bau-Offensive müsse her. Bund und Länder müssten bis 2025 rund 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsmarkt aufbringen.
EU verbietet Verbrenner
Und auch vonseiten der EU kommt eine „Kostenlawine“ auf die Branche zu. Nachdem im Zuge der „European Green Deal“-Strategie schon 2035 das Aus für Verbrenner-Motoren für leichte Nutzfahrzeuge und Autos kommen soll, steht auch ein ähnliches Verbot für LKW und schwere Nutzfahrzeuge zur Debatte – allerdings erst ab 2040. Pakleppa zufolge würde das die deutsche Wirtschaft deutlich schädigen. „Die Bauwirtschaft wird zwar erst mit der zweiten Verbotswelle getroffen, dann aber mit voller Wucht: 99 Prozent der Fahrzeuge, Geräte, Maschinen und Bagger sind dieselbetrieben“, erklärte der Hauptgeschäftsführer. Viele der notwendigen Geräte seien noch gar nicht in einer „e-mobilen“ Version erhältlich.
Redaktion: NewFinance Mediengesellschaft mbH
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