Seit mehreren Monaten gehen die Bürger Hongkongs auf die Straße. Der Grund: Ein umstrittener Gesetzesentwurf, der Auslieferungen nach China vorsah. Bereits seit Juni protestieren sie und sorgten für eine weltweite Berichterstattung durch die Medien. Als Reaktion darauf schaltete sich nun die Ratingagentur Fitch ein und stufte die Bonität Hongkongs herab.
Hongkongs Kredite werden teurer
Denn die Unruhen sorgen zunehmend für wirtschaftliche Probleme. In der Begründung heißt es, dass die aktuellen Vorgänge in Hongkong das internationale Vertrauen in die Regierung und die Gesetzgebung beschädigt hätten. Ferner stehen die Stabilität und Dynamik der Unternehmensumgebung in Frage. Zuletzt sieht Fitch eine immer stärkere Vernetzung zwischen Hongkong und dem chinesischen Festland voraus – eine Annäherung an Chinas Rating (A+) sei darum nachvollziehbar. Das teilte das Unternehmen in einer Pressemeldung mit. Damit sinkt Hongkongs Bonität von AA+ auf AA. Damit verteuert sich die Kreditaufnahme für die chinesische Sonderverwaltungszone.
Der erste Schritt
Eine der Kernforderungen der Protestierenden – die Rücknahme des umstrittenen Gesetzes – hat die Regierungschefin Carrie Lam jedoch bereits am Mittwoch erfüllt. Die Regierung kündigte den formellen Rückzug des Entwurfs an. Das Gesetz hätte Auslieferungen verdächtiger Personen erlaubt. Wie der Focus berichtet, gilt das Justizsystem Chinas jedoch nicht als unabhängig und werde zudem zur Verfolgung von politischen Gegnern benutzt.
Für ein friedliches Ende
Das Entgegenkommen der Regierung reicht den Protestierenden jedoch nicht. Am Wochenende sollen weitere Demonstrationen in Hongkong stattfinden. Der chinesische Regierungschef Li Keqiang hat am Freitag versichert, bei der Unterstützung Hongkongs zur Beendigung des „Chaos“ im Rahmen der Gesetze zu bleiben. Zuvor hatte Kanzlerin Merkel, die sich derzeit in China befindet, dazu aufgerufen, von Gewalt abzusehen und eine friedliche Lösung anzustreben. Der Tagesschau zufolge ging er jedoch nicht auf die Frage ein, ob China ein militärisches Eingreifen plant.
Am Freitagnachmittag steht der Hongkonger Hang Seng-Index mit plus 0,66 Prozent bei 26.690,76 Zählern. Der Hang Seng China klettert auf 10.430,67 Punkte (plus 0,45 Prozent).
Titelbild: © sdecoret / Fotolia.com