Die Corona-geschädigte Automobilindustrie fordert von der Regierung mit Nachdruck Kaufprämien um den wirtschaftlichen Verlust auszugleichen. Nun beraten Verantwortliche über ein mögliches Entgegenkommen.
Wirtschaftlicher Tiefschlag
Weltweit lässt die Corona-Pandemie Verbraucher in eine finanzielle Krise stürzen. Die Hersteller sorgt das. Wie Nils Kreimeier, Leitender Redakteur der Capital, weiß, können viele Hersteller auf Kurzarbeit zurückgreifen, doch wie viele Mitarbeiter am Ende ihre Jobs behalten, hinge nun davon ab, wie schnell die Nachfrage wieder steigt. Denn: Der Verband der deutschen Automobilindustrie rechne dieses Jahr mit einem Nachfragerückgang von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Voraussetzung hierfür sei allerdings die erneute Nachfrage – nicht später als Mai 2020. Die Europawerke der Hersteller VW, Daimler, Audi, Ford und Opel laufen nach wochenlangem Stillstand bereits wieder. Im ersten Quartal 2020 ging die Zahl der Neuzulassungen dem VDA zufolge um ein Fünftel zurück (minus 20 Prozent).
Forderung nach Unterstützung
Um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, forderte Daimler-Vorstandsvorsitzender Ola Källenius – wie auch andere Wettbewerber – staatliche Anreize durch Anleihen. Die Prämie solle sich nicht auf bestimmte Fahrzeugantriebe beschränken, sondern auch für Autos mit klassischem Verbrennungsmotor gelten. Auch, wenn die aktuellen Zahlen des Stuttgarter Konzerns um 90 Prozent zu Vorjahr eingebrochen waren, so lag das Ergebnis des ersten Quartals noch bei 168 Milliarden. Auch Dividenden sollen dieses Jahr weiterhin ausgezahlt werden. Mit entsprechendem Plus könnte es laut Capital möglicherweise schwierig werden, die Öffentlichkeit von der Dringlichkeit staatlicher Maßnahmen zu überzeugen. Ein erster „Autogipfel“ fand diese Woche dennoch mit der Kanzlerin statt. Einem Bericht der Tagesschau zufolge machten sich vorab besonders die Länderchefs der Automobilriesen für Kaufprämien stark. Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg sehen zur Unterstützung der Autoindustrie mit rund 800.000 Arbeitsplätzen den Bund in der Pflicht. Entschieden werden soll im Juni. Für Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbands Niedersachsenmetall, ist das zu spät:
„Die abwartende Haltung der Bundesregierung gefährdet Arbeitsplätze. Niemand kauft ein Auto, solange eine Kaufpreisprämie im Raum steht und keine Entscheidung gefallen ist.“
Kompromiss E-Mobilität?
Auch konkrete Zahlen hatten die Länder in petto: Für moderne Benziner und Dieselautos ab Schadstoffklasse 6d-Temp soll die Prämie 3000 Euro betragen. Für Plug-in-Hybride, Elektro- und Wasserstoffautos soll es 4000 Euro zusätzlich geben – zuzüglich einer bereits bestehenden Prämie. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil bekräftigt, dass vor allem E-Mobilität für Käufer attraktiver werden müsse. Das 2019 ausgerufene Ziel der Bundesregierung, bis 2030 rund 10 Millionen Batterieelektroautos und Plugin-Hybride auf den Straßen zu haben, war jedoch bereits ohne die Coronavirus-Pandemie nicht erreichbar, zitiert das Manager Magazin Deloitte-Autoexperte Harald Proff. Aktivisten wie Fridays for Future oder die Deutsche Umwelthilfe protestieren währenddessen gegen die Bezuschussung nicht klimaneutraler Fahrzeuge. Die Einhaltung der Klimaziele und eine Abwrackprämie schlössen sich gegenseitig aus, so die Klimaschützer laut NDR. Der Bund müsse zukunftsgewandt handeln und umweltverträgliche Mobilität fördern.
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