Die Bevölkerung Deutschlands erlebt momentan einige Lockerungen von den Beschränkungen durch COVID-19. Immer mehr Freizeitaktivitäten sind wieder möglich, Unternehmen und auch der Kontakt zu anderen Personen muss nicht mehr nur digital stattfinden.  Dennoch wird die Infektionsgefahr durch das Virus bis zur Entwicklung eines Impfstoffes ein Thema bleiben, welches nicht nur den Risikogruppen Angst machen kann. Die kürzlich Veröffentlichte „Corona-Warn-App“ soll dabei helfen den unsichtbaren Gegner zu bekämpfen. Indessen scheiden sich – insbesondere in sozialen Medien – die Geister in App-Befürworter und strikte App-Verweigerer. Doch was steckt wirklich dahinter?

Das Smartphone wird zum Warnsystem

 

„Mehr Schutz für sie und uns alle. Mit der Corona-Warn-App durchbrechen wir Infektionsketten schneller“, so heißt es auf der offiziellen Seite der Bundesregierung. Aber wie soll das Ablaufen? Der erste Schritt ist die kostenlose und freiwillige Installation auf dem Bluetooth-fähigen Smartphone. Je nachdem, ob man die Datenschutzbestimmungen genau durchlesen oder nur überfliegen möchte, ist das Einrichten der App nach wenigen Minuten abgeschlossen.

 

Die jederzeit deaktivierbare Funktion „Risiko-Ermittlung“ misst von nun an per Bluetooth-verbindung die Dauer und Entfernung zu anderen Nutzern der App. Anhand dieser Daten kann ermittelt werden, ob Kontakt zu einer positiv getesteten Person bestand und ein Infektionsrisiko besteht. Die Anonymität bleibt während des gesamten Prozesses gewährleistet, da alle erhobenen Informationen wie Datum, Dauer des Aufenthalts und Entfernung zu Mitmenschen über Zufalls-Codes verschlüsselt bleiben. „Konkrete Daten wie Name, Adresse oder Aufenthaltsort werden zu keiner Zeit erfasst. Konkrete Rückschlüsse auf Personen sind nicht möglich“, erklärt der Infotext in der App.

Nichts für Jedermann?

 

Obwohl das Robert-Koch-Institut als Herausgeber der Anwendung sehr hohen Wert auf Transparenz, Datenschutz und Verständlichkeit legt, gibt es dennoch Raum für Kritik. Um die technischen Herausforderungen meistern zu können, darf das Smartphone laut Stiftung Warentest nur wenige Jahre alt sein. iOS 13.5 oder Android-Version 6.0 muss auf dem Gerät installiert sein, um die Funktionalität zu gewährleisten.

 

Besonders untere den älteren Generationen – welche oft Teil der Risikogruppe sind­ – sind solche Handys jedoch nicht weit verbreitet. Außerdem wird darüber diskutiert, wie viel Prozent der Bevölkerung sich beteiligen müssen, damit die App sinnvoll ist. Auch Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) äußert Bedenken:

 

„Es ist gut, dass es die Corona-Warn-App nun gibt. Ein Wundermittel ist sie sicher nicht. COVID-19 wird nicht per App verschwinden. Politik und Gesellschaft sollten aus den App-Daten deshalb keine voreiligen Schlüsse zur Bewertung von Ausgangsbeschränkungen, Hygienemaßnahmen oder individuellen Gesundheitszuständen ziehen.“

Positive Ergebnisse

Die App ist natürlich kein Ersatz für ein Heilmittel, aber eine Ergänzung zu Hygienemaßnamen und Abstandsregelungen. Durch ihre Hilfe soll die Ausbreitung des Corona-Virus weiter eingedämmt werden. Dabei gilt: Je mehr das System nutzen, desto mehr bringt es. Um die Bereitschaft zur Nutzung zu erhöhen, kündigten Vodafone und Telefonica Deutschland an das verbrauchte Datenvolumen hierfür nicht auf die Rechnung der Kunden zu setzen. Die deutsche Telekom hat bereits eine Hotline eingerichtet, um bei der Installation der Anwendung oder dem Eintragen eines positiven Testergebnisses zu helfen. Derartige Maßnahmen aber auch werbende Worte verschiedener Politiker zeigen ihre Wirkung: Am ersten Tag wurde die Corona-Warn-App bereits 7 Millionen Mal heruntergeladen.

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Redaktion: NewFinance Mediengesellschaft mbH