Die diesjährige Flutkatastrophe gehört zu den verheerendsten Naturereignissen in Deutschlands jüngerer Vergangenheit. In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wird man noch sehr lange mit den Folgen des Unwetters zu kämpfen haben. Die Menschen dort sind nun besonders auf die Hilfen von Staat und Handwerkern angewiesen. Doch reicht die aktuelle Hilfe aus? Wie verheerend sind die Schäden?
Hohe Kosten für Versicherungen
Bei der Hochwasserkatastrophe im Jahr 2002 beliefen sich die Kosten für Versicherer laut Tagesschau auf 4,65 Milliarden Euro. Für die Schäden in diesem Jahr, gehen Versicherer sogar von noch höheren Summen aus. „Wir rechnen momentan mit versicherten Schäden in Höhe von vier bis fünf Milliarden Euro“, kündigte Jörg Asmussen, der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), an. Allein im Ahrtal meldeten die Industrie- und Handelskammer (IHK) und die Handwerkskammer (HwK) insgesamt 1.600 Betriebe, die Schäden an Gebäuden, Maschinen, Werkzeug oder Ware erlitten. Laut dem SWR beläuft sich die geschätzte Schadenssumme dort auf etwa 560 Millionen Euro.
Staatliche Hilfe dringend nötig
Bundesweit sind laut Tagesschau zwar fast alle Wohngebäude gegen Sturm und Hagel versichert, jedoch müssen Versicherungen nur etwa ein Drittel der entstandenen Schäden zahlen. Der Grund dafür liegt im fehlenden Versicherungsschutz vor weiteren Naturgefahren und Elementarschäden wie Starkregen und Hochwasser. In Nordrhein-Westfalen sind nur circa 47 Prozent der Menschen gegen diese Gefahren versichert. In Rheinland-Pfalz liegt der Anteil sogar nur bei 37 Prozent.
Umso mehr sind die betroffenen Personen nun auf unbürokratische staatliche Hilfe angewiesen. Momentan erfolgt diese in Form eines zweiseitigen Antrags, bei dem Bedürftige lediglich angeben müssen, dass ihnen ein Schaden im Wert von 5.000 Euro oder höher entstanden ist. Dies gilt allerdings nur für Unternehmen. Bei Privatpersonen liegt die maximale Summe bei 3.500 Euro. Das Hilfspaket in NRW sieht laut Bericht der Tagesschau aktuell 400 Millionen Euro vor, Ministerpräsident Armin Laschet stellte allerdings bereits in Aussicht: „Wir werden so viel Geld aufbringen, wie erforderlich ist“.
Wiederaufbau schleppend
Die Kostenschätzung für den Wiederaufbau ist noch nicht abgeschlossen, jedoch rechnet der Ökonom und Hochwasser–Experte Reimund Schwarze vom Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung mit Kosten in Höhe von 10 Milliarden Euro:
„Es könnte also gut sein, dass die Schäden höher ausfallen als 2002 und 2013“, erklärt der Wirtschaftswissenschaftler im Gespräch mit der Tagesschau. „Ein solcher Hilfsfonds von zehn Milliarden Euro wäre dann wahrscheinlich aber auch ausreichend.“
Durch die Überlastung der örtlichen Handwerkerbetriebe könnte sich der Wiederaufbauprozess über einige Zeit erstrecken. „Nach der Elbflut 2002 hat es etwa drei Jahre gedauert, bis die größten Schäden behoben waren, und fünf Jahre, bis die betroffenen Gebiete wieder ordentlich aussahen“, berichtet Reinhardt Quast, Präsident des Zentralverbands des Deutsches Baugewerbes, gegenüber der Tagesschau. Doch die Solidarität in Deutschland ist hoch. Mittlerweile helfen Dachdeckerbetriebe und Freiwillige aus dem ganzen Land, um die betroffenen Gebiete schnellstmöglich wieder bewohnbar zu machen.
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